Gallien

Gallien

Gallĭen (lat. Gallia), der Wohnsitz der Gallier, des kelt. Hauptvolks im Altertum [Karte: Die Alte Welt I], umfaßt etwa das heutige Frankreich und Belgien und seit dem 6. Jahrh. v. Chr. auch Oberitalien bis zur Etsch. Letzteres, das ital. G., wurde von den Römern als G. Cisalpīna von dem jenseit der Alpen gelegenen G. Transalpīna unterschieden, zerfiel wiederum nach der Lage diesseit (südl.) oder jenseit (nördl.) des Po (Padus) in G. Cispadāna und G. Transpadāna, wurde 224-222 und 201-191 v. Chr. von den Römern unterworfen, durch Kolonien romanisiert und erhielt 89 und 49 v. Chr. das röm. Bürgerrecht. G. Cisalpina wurde dann nach der angenommenen röm. Tracht der Toga G. Togāta genannt, im Gegensatz zu G. Braccāta (wegen der weiten Hosen, braccae, der Bewohner), dem von den Römern zuerst unterworfenen Teil des Transalpinischen G., der 121 zur röm. Provinz (Provincia, daher Provence) gemacht wurde. Das übrige Transalpinische G. (G. Comāta, wegen des langen Haupthaars der Bewohner) unterwarf Julius Cäsar 58-51 v. Chr. und schied es in drei Teile: 1) Aquitanien, zwischen Pyrenäen und Garonne, von über 20 kleinen iber. Völkerschaften bewohnt; 2) das eigentliche (kelt.) G., von der Garonne bis zur Seine und Marne von Kelten bewohnt, die viele Staaten bildeten; 3) das Belgische G., von der Seine und Marne bis zum Rhein. Im 2. Jahrh. drang das Christentum in G. ein. Innere Zerwürfnisse, der Druck der röm. Statthalter, die Einfälle der Germanen führten den Verfall herbei. Bald nach 400 setzten sich im N. Franken, im S. Alemannen auf dem l. Rheinufer fest, seit 413 breiteten sich im SO. die Burgunder, seit 418 die Westgoten im SW. aus. Der Rest der röm. Herrschaft in G. ward 486 durch Chlodwig vernichtet, der aus G. das Fränk. Reich bildete. – Vgl. Desjardins (franz., 1876-93), Thierry (franz., 1867), Joubert (franz., 1891), Bloch (franz., 1900).


http://www.zeno.org/Brockhaus-1911. 1911.

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